Badische Zeitung - Artikel vom 02.Juli 2016


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Foto: Jan C. Brettschneider


Das Festessen kommt von dem Zwei-Sterne-Koch Karlheinz Hauser.

Das ganze Dorf feiert und alle sind eingeladen mitzumachen

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Vom 15. bis 17. Juli steht Wettelbrunn Kopf: Dann dreht sich alles um das 800. Dorfjubiläum – die Besucher erwartet ein spannendes Programm.
[Das Festessen kommt von dem Zwei-Sterne-Koch Karlheinz Hauser. | Foto: Jan C. Brettschneider]

STAUFEN-WETTELBRUNN. Clowns und Artisten, altes Brauchtum und neue Musik, Kinderprogramm, Theater, dazu Essen und Trinken und viele spannende Ideen und Überraschungen: Wettelbrunn lädt zu dem Höhepunkt der Feiern zu seinem 800. Jubiläum ein. Vom 15. bis 17. Juli heißt das Motto: Das ganze Dorf feiert. Und alle sind eingeladen mitzufeiern.

Es beginnt am Freitagabend mit einem Paukenschlag – oder besser: mit einem Böllerschuss. Punkt 18.30 Uhr wird die Wettelbrunner Kanone abgefeuert und gibt den Startschuss für ein buntes Wochenende. Samstag und Sonntag lädt das Dorf Gäste aus nah und fern ein, der Freitag ist ganz den Einwohnern gewidmet. Die Veranstalter erwarten mehr als 500 Gäste im Festzelt am Bürgersaal; die Karten für den Abend sind vergriffen, eine Abendkasse gibt es nicht.

Geplant ist, mit vielen Gästen, Clowns, Akrobaten, Musikern und Tänzern die erste urkundliche Erwähnung eines Priesters Bertold aus Wettelbrunn im Jahr 1216 zu feiern. Dazu gehört natürlich ein Essen – und was für eins: Es wird geliefert vom Zwei-Sterne-Koch Karlheinz Hauser, einem gebürtigen Wettelbrunner, der in München, Berlin und Hamburg Kochen bis zur Vollendung gelernt hat und ein Zwei-Sterne-Restaurant in der Hansestadt leitet. Er schickt eine Catering-Crew und eine mobile Küche, die die 500 Personen bewirten wird; Hauser selbst ist verhindert zu kommen, er wird die Gäste per Videobotschaft begrüßen. Nach dem Dessert öffnet im Zelt eine Disco, die bis in die Nacht zum Tanzen einlädt.

Ausschlafen ist nicht am nächsten Morgen, denn schon um 9 Uhr ertönt wieder die Wettelbrunner Kanone, und der Fanfarenzug aus Heitersheim sorgt dafür, dass alle aus den Betten kommen – für das erste Event des Tages. Ab 10 Uhr heißt es: Das Dorf-Frühstück(t). Auf der Weinstraße und der Fohrenbergstraße entsteht eine 800 Meter lange Tischreihe für das größte Familienfrühstück im Land. Neben jetzigen und ehemaligen Wettelbrunnern werden Familien aus dem Umland an den Tischen Platz nehmen. Es braucht nur Tischdecken und Geschirr und alles, was aufs Brot kommen soll. Für Brötchen, Croissants und Zöpfe wird gesorgt. Pünktlich zum offiziellen Start um 12.30 Uhr rollt dann das Bähnle aus Müllheim ins Dorf – eine straßentaugliche Bimmelbahn, die ihren Weg durchs Dorf nimmt.

Ab dann haben die Besucher die Qual der Wahl: In den fünf Höfen des Dorfes lebt altes Brauchtum wieder auf; eine Foto-Ausstellung lässt 800 Jahre Dorfgeschichte Revue passieren. Entlang der Hauptstraßen verteilen sich viele Stationen, die Kinder zum Mitmachen einladen: Bildersuchspiel, Rätselecke, Offener Kindergarten, Bewegungsspiele, Tauziehen, Kistenklettern. Im Festzelt treten zweimal am Nachmittag die Akrobatik-Clowns Alex und Joschi auf; es wird gezeigt, wie es anno dazumal in einer Dorfschule zuging, und auf der Bühne bei der Kirche unterhalten Kinderchöre die Besucher. Für Kirmesromantiker hält das Festkomitee einen Leckerbissen parat: historische Fahrgeschäfte, Gaukler und Überraschungen unter dem Motto "Schaukeln und Drehen wie vor 70 Jahren".

Um 18 Uhr folgt einer der Höhepunkte des Wochenendes: die Premiere des Festspiels "Der Weiße Hirsch", frei nach dem Roman von Ferdinand von Raesfeld. Der Samstagabend wird musikalisch bestimmt von mehreren Konzerten, darunter das Revival der Reeperbahn-Combo, einer Wettelbrunner Band aus der Zeit der berühmten Hazienda-Diskothek. Ein Feuerwerk um 23 Uhr ist bestimmt noch nicht das Ende einer langen Nacht.

Nach einem ökumenischen Gottesdienst und einem musikalischen Frühschoppen am Sonntagmorgen öffnen am Nachmittag wieder die Höfe. Im Hof Löffler im Oberdorf lautet das Motto "Hauswirtschaft anno 1900", in der Straße Auf der Insel heißt es "Landwirtschaft Friiher und Hit". In der Schmiedegasse wird die Tradition des Schmiedens wiederbelebt, im Hof Neymeyer in der Römerstraße bekommt man Einblick in Weinbau und Küferei. Im Hofgut Tellmann erklingt Musik vom Landes-Zither-Orchester und vom Faust-Sinfonie-Orchester, hier erfährt man auch alles über Kräuter und kann selbst Salben und Kräutermischungen herstellen. Gegenüber im Hof Wagenmann erklingt Musik des Markgräfler Liedermachers Wolfgang Gerbig zwischen historischen landwirtschaftlichen Geräten. Unbedingt sehenswert ist um 14 Uhr eine nachgestellte Bauernhochzeit mit Brautwagen, Musik und Fahrt durchs Dorf. Und noch einmal springt "Der Weiße Hirsch" über die Bühne bei der Kirche. Wenn dann um 19 Uhr im Festzelt das Finale das Ende der Feier markiert, wird Wettelbrunn ein Spektakel wie noch nie in 800 Jahren erlebt haben.

 

Badische Zeitung - Artikel vom 18.Juni 2016

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Foto: Rainer Ruther

Bei ihren Jubiläumsfeierlichkeiten blicken die Wettelbrunner auf das frühere Dorfleben zurück. Dabei geht es vor allem auch um die damalige harte Feldarbeit und die Arbeit in den Reben.

"Es wird alles sehr echt aussehen"

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Bei den Feierlichkeiten zum 800. Jubiläum von Wettelbrunn lassen die Bewohner die Vergangenheit des Dorfes wieder aufleben.

STAUFEN-WETTELBRUNN. "Das ganze Dorf feiert" – unter diesem Motto begeht der Staufener Teilort Wettelbrunn Mitte Juli sein 800. Jubiläum. Heute ist er ein Dorf wie viele andere: Äcker, Wiesen, etwas Landwirtschaft, vor allem Weinbau. Doch wie ging es früher hier zu? Wie wurden damals Ackerbau und Viehzucht betrieben? Wie arbeitete ein Winzer, wie ein Schmied? Am 16. und 17. Juli soll die Vergangenheit des Dorfes wieder aufleben – unter tätiger Mithilfe vieler Bewohner.
Die Akte, die vor Margarethe Gramelspacher liegt, wird immer dicker. Siebenmal schon hat sich die Gruppe "Brauchtum" seit November 2015 getroffen, und jedes Mal wurde per Protokoll penibel festgehalten, wer wann was macht. "Wir sind inzwischen 40 Aktive", sagt sie, "und die Begeisterung, mitzumachen, Ideen zu liefern, ist enorm." Sie betreut vier Örtlichkeiten im Dorf, "Höfe" genannt: den Kräuterhof der Familie Tellmann, den Hof Neymeyer in der Römerstraße, das Projekt Alte Schmiede in der Schmiedegasse und als umfangreichstes Vorhaben den Hof der Familie Löffler.

Die Angebote für Besucher auf dem Anwesen im Oberdorf stehen unter dem Schlagwort "Wettelbrunn 1900". Auf dem Hof und in der Scheune soll die "gute alte Zeit" auferstehen und die Besucher können selbst sehen, ob sie wirklich so gut war. Wäsche waschen zum Beispiel bedeutete nicht ein Dreh an einem Knopf: Es war ein Tag Arbeit für mehrere Frauen. Waschbrett, Zuber, ein alter Holzofen für warmes Wasser, Stampfer und gusseiserne Bügeleisen – das waren die Utensilien für die anstrengende Tätigkeit. Die Gruppe wird das bis ins Detail nachstellen. Margarethe Gramelspacher hat sogar alte Wäscheklammern und historische Waschpulverpackungen besorgt.

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Foto: Rainer Ruther

Die Besucher werden ein Schlafzimmer bewundern können, wie es damals aussah, komplett mit Zinkbadewanne; vor ihren Augen wird Rahmbutter im Stampfer gemacht und in verschiedene Formen gegossen; es werden Socken gestrickt, Arme Ritter und Zieger (Quarkbrote) angeboten, Wollhaufen gesponnen und Zwiebelzöpfe geflochten – eben alles Sachen, die vor der Erfindung von Radio, Fernsehen und Internet die Menschen beschäftigten. Und ein festlich gedeckter Tisch wird zeigen, wie früher gefeiert wurde. "Wir haben uns historische Kleidung besorgt, zum Teil sogar selbst genäht, es wird also sehr echt aussehen. Und wir sitzen nicht nur da, wir sind in Aktion und arbeiten."

Wie im Haus die Frauen schufteten die Männer auf dem Feld. "Das ging um fünf Uhr früh los, wenn das Getreide gemäht werden musste", erzählt Bernhard Willi. Der gebürtige Wettelbrunner kümmert sich um den Bereich Landwirtschaft in der Straße Auf der Insel. Aber wo ist das Wasser? "Der Name kommt daher, dass früher die ganze linke Seite Richtung Dorfausgang nicht bebaut war", berichtet er. "Da gab’s nur zwei Höfe: die Willis und die Gutgsells. Die Leut’ im Dorf nannten sie d’Inselbuere, weil die so isoliert waren wie auf einer Insel."

Auf seinem Hof und die ganze Straße entlang wird die alte Landwirtschaft wieder aufleben – mit Gerätschaften, Pflügen, Dreschflegeln, Sensen, Sicheln. "Säen und Ernten – das meiste war Handarbeit. Der erste Mähdrescher im Dorf, das war erst 1956", erinnert er sich. Besucher werden einem Imker bei der Arbeit zusehen können und bekommen die alten Gerätschaften erklärt, die alle eine persönliche Geschichte haben. "Da ist noch ein Hornschlitten, den hat mein Vater selbst gemacht", sagt Bernhard Willi. "Den haben wir mit Holz beladen und sind dann vom Wald runtergefahren. Hochschleppen mussten wir ihn dann wieder auf dem Buckel."

Weiter die Fohrenbergstraße hinunter zweigt die Schmiedegasse ab. Wettelbrunn hatte bis in die 1980er Jahre einen solchen Handwerker. Der letzte Schmied, Karl Hauser, fertigte und reparierte Werkzeuge für Landwirte und Waldarbeiter; sein Sohn übte diesen Beruf bis 1988 noch in Teilzeit aus. Die Brauchtum-Gruppe hat für das Jubiläumswochenende die Zusage eines Schmieds, hier eine historische Schmiede aufzubauen und zu betreiben. Nebenan wird ein Scherenschleifer sein Handwerk zeigen und in der ehemaligen Schmiede, die heute ein Wohnhaus ist, wird das Café zur Alten Schmiede eröffnet.

Von Funden aus der Römerzeit ist in Wettelbrunn nichts bekannt. Aber es gibt eine Römerstraße, zur Erinnerung daran, dass dieses Volk bereits Weinbau und Weinherstellung beherrschte. Hier findet sich der Hof Neymeyer, ein moderner Winzerbetrieb, der für zwei Tage in die Vergangenheit blickt. Die Gruppe plant, hier alte Gerätschaften zu zeigen, die die Winzer früher benutzten; hier steht ein Herbstwagen, hier kann man sehen, wie früher die Reben hochgebunden wurden, um einen maximalen Ertrag zu erreichen. Und Kinder dürfen auch mal in eines der großen Fässer schlüpfen. Früher war das Fassputzen nämlich eine der Aufgaben, denen sich die Kleinsten widmen durften.

Im Kräuterhof der Familie Tellmann schließlich, der schon weit über die Grenzen des Dorfs bekannt ist, wird ein großes Kinderprogramm geboten – mit Gartenführungen, Schminken, Kräuterseife sieden, Kräutersalben herstellen, Kräuterkissen nähen. Hier kann man auch die Esel, Ziegen und Hängebauchschweine aus der Nähe sehen. Eins hat sich in den Jahrzehnten und Jahrhunderten allerdings nicht geändert: Wenn das Fest – wie die Ernte – ein Erfolg sein soll, muss Petrus mitspielen.

 

Badische Zeitung - Artikel vom 06.April 2016

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Gerhard Philipp und Inken Dengler vom Festausschuss

"Dafür lohnt die ganze Anstrengung"

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BZ-INTERVIEW mit Inken Dengler und Gerhard Philipp vom Festausschuss über die Vorbereitungen zum Jubiläum in Wettelbrunn. 06.April 2016

STAUFEN-WETTELBRUNN. Es war ein Zufallsfund: In einer Urkunde von 1216 entdeckte

Stadtarchivar Jörg Martin die Mitteilung, dass ein Pfarrer aus Wettelbr unn in Straßburg bei einem Prozess ausgesagt hat. 800 Jahre später ist diese Erwähnung für die Wettelbrunner eine willkommene Gelegenheit zu feiern. Rainer Ruther sprach mit Gerhard Philipp vom Bürgerverein Wettelbrunn und Stadträtin Inken Dengler über das für Mitte Juli geplante Jubiläumsfest.

BZ: Herr Philipp, es sind noch gut drei Monate bis zum Festwochenende. Wie laufen die Vorbereitungen?
Philipp: Mittlerweile arbeiten 80 Personen an der Organisation mit. Bei 270 Haushalten in Wettelbrunn ist das fast ein Drittel. Die Leute haben sich selbst organisiert, in acht Arbeitsgruppen, zum Teil mit mehreren Untergruppen. Sogar ehemalige Wettelbrunner, die nicht mehr hier wohnen, sind mit dabei.

BZ: Was machen die Arbeitsgruppen?
Dengler: Nur ein paar Beispiele: Es gibt eine Gruppe, die eine Festschrift vorbereitet. Eine Gruppe beschäftigt sich mit Dorfgeschichte und stellt alte Fotos zusammen. Die Gruppe "Brauchtum" kümmert sich um die alten Traditionen, Landwirtschaft, Weinbau, Hauswirtschaft. Eine andere Gruppe kümmert sich um die Logistik, Getränkeversorgung, Essen, Parkplätze, Toiletten. Eine Gruppe organisiert die Musik und kümmert sich besonders um die Bands, die spielen werden. Das ist das Schöne an diesen Vorbereitungen: Jeder, der mitmachen wollte, hat auch sein Thema gefunden.

BZ: Die Logistik für das Fest zu planen, ist sicher eine Riesenaufgabe. Angefangen bei den Behördengängen, den Zustimmungen und Autorisierungen.
Philipp: Wir sind ganz sicher, dass es da keine Probleme gibt. Wir haben aber auch gute Leute – etwa die, die schon Erfahrung haben mit unserem Umzug am Fasnet- Samstag. Das läuft sehr gut, etwa in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr oder beim Einholen von Genehmigungen.
Dengler: Und dann gehen wir auch davon aus, dass die Stadt uns unterstützt.

BZ: Eine der zentralen Figuren in der Vorbereitung – nicht nur für die Logistik, sondern auch für Programm und Inhalte der Feier – ist Andy Müller, der Macher von Stages in Staufen.
Philipp: Wir sind sehr froh, dass wir ihn gewinnen konnten. Er sprüht vor Ideen und hilft uns ungemein weiter.
Dengler: Und er hat Erfahrung. Alle trauen ihm zu, dass er das alles, was in den Arbeitskreisen passiert, zusammenführt. Als wir ihn angesprochen haben, hat er gesagt: Er unterstützt uns gern, aber es müssen viele mitmachen. Zum Glück ist es so gekommen: Wettelbrunn macht mit.

BZ: Reden wir über das Festwochenende. Da gibt es zwei Schwerpunkte: einmal eine Feier nur für die Wettelbrunner.
Dengler: Am Freitag, 15. Juli, unter dem Motto: \"Wettelbrunn feiert – wir feiern.\" Dieser Abend ist wirklich nur für die Bevölkerung gedacht, und es würde mich sehr freuen, wenn ganz viele kommen. Auch die, die Dorffeste nicht so mögen, laden wir ein – es wird viel geboten.

BZ: Was wird denn geboten?
Dengler: Es gibt ein interessantes Programm mit vielen Überraschungen – so viel können wir schon verraten. Nicht nur die üblichen Reden. Es wird Gelegenheit zum Gespräch geben und dazu ein Unterhaltungsprogramm, mit vielen verschiedenen kleinen Programmpunkten.

BZ: Und zum langen Festwochenende am 16. und 17. Juli laden Sie dann die ganze Region ein.
Philipp: Am Samstag um 11 Uhr soll es ein Open-Air-Frühstück geben. Die Leute sollen mit Tisch und Stuhl kommen, sich auf die Straße setzen und mit dem Nachbarn reden.
Nachmittags beginnt ein Kinder- und Jugendprogramm, der Arbeitskreis Brauchtum präsentiert in den verschiedenen Höfen seine Ideen, und abends treten Bands auf, zum Teil mit Musikern aus Wettelbrunn. Ein Feuerwerk gibt’s auch, und danach legt ein DJ auf.

BZ: Sind die Bands Veteranen der ehemaligen Wettelbrunner Disko Hazienda?
Dengler: Herbert Ernst hier aus dem Dorf hat von der Idee gehört, Bands auftreten zu lassen, und tatsächlich hat er die alten Mitglieder seiner Gruppe zusammengetrommelt, und die üben schon fleißig seit letzten Dezember. Sie haben zuletzt vor 15 Jahren in dieser Besetzung gespielt. Die sind Wettelbrunner Urgestein. Die andere Band wird \"Mission T\" sein – auch alle aus dem Dorf oder der Gegend. Sie machen Rock-Musik.

BZ:Wie viele Besucher erwarten Sie?
Dengler: Für den Festabend gehen wir von 300 bis 500 Besuchern aus. Samstag rechnen wir mit 1500 und Sonntag mit bis zu 3000. Natürlich immer vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Die Zahl der Besucher zu schätzen und sie dann zu lenken, wird ein Hauptproblem sein.

BZ: Was passiert am Sonntag?
Philipp: Wir werden einen ökumenischen Gottesdienst vor der Sankt-Vitus-Kirche halten, und hier sollen Samstag und Sonntag auch die Aufführungen des Stücks stattfinden, das Andy Müller zurzeit vorbereitet. Die Brauchtumsgruppen machen wieder ihr Angebot, es gibt ein Kinder- und Jugendprogramm, an dem Kindergarten und Schule mitwirken – und im Festzelt vorm Bürgersaal ist immer etwas los.

BZ: Wenn Sie die Vorbereitungen bis jetzt anschauen – worauf sind Sie stolz?
Philipp: Dass sich so viele Leute einbringen aus dem Dorf, das haben wir nicht erwartet. Und durch dieses Fest und die Vorbereitungen finden Begegnungen statt, die sich sonst nie ergeben hätten.
Dengler: Und wir hoffen, dass dieses Gefühl erhalten bleibt. Mit einem modernen Begriff gesagt: Das ist nachhaltig. Dafür lohnt die ganze Anstrengung. Mir hat gerade jemand aus einer Arbeitsgruppe gesagt, eigentlich sei das Beste schon passiert: Wir sitzen hier und machen alle etwas gemeinsam.

Autor: rut

 

Badische Zeitung - Artikel vom 27.Oktober 2015


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Logoentwurf: Bernd Immen

Wettelbrunn feiert 800. Geburtstag

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Im Staufener Ortsteil laufen die Vorbereitungen für das Jubiläum im kommenden Jahr auf Hochtouren.

STAUFEN-WETTELBRUNN. Straßenfrühstück und Historienschauspiel, Partynacht und Kindervergnügen, Festakt und Handwerkertreiben: Im kommenden Jahr wird im Staufener Ortsteil Wettelbrunn einiges geboten – dem Anlass entsprechend: Das Dorf feiert seinen 800. Geburtstag – genauer: die Erwähnung eines "Priesters von Wettelbrunn" in einer Urkunde aus dem Jahr 1216. Jetzt trafen sich etwa 50 Dorfbewohner zur Vorbereitung des Festes.
Die Erleuchtung kam im März 2015. In einem Vortrag zur Dorfgeschichte präsentierte Stadtarchivar Jörg Martin den Zuhörern die Urkunde, deren Original im Landesarchiv in Karlsruhe liegt. Der Bürgerverein erkannte die Chance und nahm sie wahr: Zunächst im kleinen Komitee, dann in immer größerer Runde wurden Ideen für die Gestaltung des Jubiläums gesammelt. Immer mit dabei: Andreas Müller, Stadtrat und Regisseur von "Stages". Der Inspirator des Staufener Historienspektakels soll auch in Wettelbrunn Geschichte inszenieren. An einem (hoffentlich) schönen Tag im Juli sollen sich Einwohner und Gäste bei Aufführungen in den historischen Höfen, auf den Straßen und Plätzen des Dorfes begegnen.

Das ganze Jahr 2016 soll in Wettelbrunn im Zeichen des Jubiläums stehen – wobei die Hauptfeier vom 15. bis 17. Juli geplant ist, mit einem Festakt und einem Dorffest im Bürgersaal am Freitagabend und einem großen Dorffrühstück entlang der Fohrenbergstraße am Samstagmorgen. Außerdem soll es ein Kinderfest, Theateraufführung, Musikbühnen und eine Schau-Brennerei als Teil eines alten Handwerkermarktes geben.

Noch stehen die Wettelbrunner vor einer Riesenmenge von Fragen und Problemen. Das Wetter ist unvorhersehbar und lässt sich nicht organisieren. Doch man muss sich um die Lenkung des Verkehrs und der Besuchermassen, um Finanzen und Verpflegungsdetails und natürlich um das Theaterstück kümmern. Bisher gibt es dazu nur Gedanken, aber noch kein Skript. Genauso wenig wie es eine Festschrift gibt oder ein festes Programm oder den Ort für den Festgottesdienst oder für die Bühnen der Musiker. Doch der Elan der Wettelbrunner ist enorm: Auf dem jüngsten Treffen flogen die Ideen nur so durch den Raum: Man könnte einen gebürtigen Wettelbrunner Sterne-Koch einladen, man könnte den Weg am Höllgraben herrichten und ihm einen Namen geben, man könnte die Höfe und die Plätze des Dorfes für etwas nutzen, das alle Bewohner des Dorfes einbindet und zum Mitmachen animiert, sei es nur passiv als Zuschauer oder aktiv als Mitmacher und Gestalter des Festes.

Von Seiten der Stadt Staufen wird die Initiative des Bürgervereins begrüßt. Bürgermeister Michael Benitz sagte, er habe die Wettelbrunner von Anfang an ermuntert, etwas zu tun. Ein rundes Jubiläum müsse immer Anlass sein, gebührend zu feiern. Und trotz schwieriger finanzieller Rahmenbedingungen werde man eine wohlwollende Unterstützung bieten und auch angemessene Mittel bereitstellen. Der Bürgermeister sagte weiter, dass auf der Novembersitzung in Wettelbrunn Gelegenheit sein werde, dem Gemeinderat das Projekt vorzustellen. Wenige Tage zuvor, am 26. November, soll in einer großen Veranstaltung im Bürgersaal die Einwohnerschaft von Wettelbrunn informiert und in die Vorbereitungen einbezogen werden.

Als Dach, als Symbol, das alles vereint und auf Veranstaltungen im Rahmen des Jubiläums hinweist, dient der Hirsch. Er ist das Wappentier des Klosters von St. Blasien, das lange Zeit Grundeigentum in Wettelbrunn hatte und später dann auch die Herrschaftsrechte über das Dorf zugesprochen bekam. Ein Hirsch findet sich auch auf dem Vogtstab, dem Herrschaftszeichen des Bürgermeisters, wenn er ab dem 18. Jahrhundert in Wettelbrunn zu Gericht saß. Und nun ist der Hirsch, zusammen mit der Zahl 800, das Logo eines Festes, von dem man – so wünschen es sich alle Wettelbrunner – auch in 800 Jahren noch sprechen wird.

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